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Aus: "Der Angelsport"

Illustrierte Monatsschrift

für Angel- und Fischereisport

Jahrgang I Juni 1925 Heft 8

 

   

  An  den Herausgeber.

 

Mit Bedauern habe ich aus der D. A. Z. entnommen, daß das Turnierwerfen anläßig des Jubiläumsfestes zu Breslau wegen zu geringer Beteiligung ausfallen muß. Zeigt dies nicht eigentlich wie tief unser geliebter Sport noch steht? Bedauerlich sind auch über das Ziel hinausgehende Kritiken wie eine in der D. A. Z. zu lesen war, die feuern sicher nicht zur guten Sache an. Auch von schlechten Vorführungen kann jeder etwas lernen und es ist kein Meister vom Himmel gefallen. Ich persönlich habe auf dem ersten öffentlichen Turniere hier im Rheinlande vieles hinzugelernt.

        Liegt die schwache Anmeldung für das ausgeschriebene Turnier vielleicht nicht an folgendem:

        In den Fachzeitungen und Büchern ist immer die Rede von Würfen mit der Flugangel von 30 - 45 Meter. Ich persönlich fische nun schon intensiv vier Jahre mit der Flugangel und glaube in präzisen Würfen und auch in der Technik kein Anfänger mehr zu sein, habe es jedoch mit meiner Aeschenrute, 3,20 m lang, ca. 220 g schwer, noch nie über 18 - 20 m gebracht und dies auch erst, seitdem ich in der letzten Zeit eine konisch zulaufende englische Schnur gebrauche. Außer meinen eigenen Würfen habe ich die Gelegenheit sechs bis sieben Herren auf ihre Würfe zu beobachten, aber keiner bringt es weiter und soweit ich dies beurteilen kann, stellen diese Herren eine kleine Elite dar.

        Ist es da nicht einmal an der Zeit darauf hinzuweisen? Es ist nämlich mit dem besten Willen und Geschick ausgeschlossen, mit einer Gebrauchsrute weiter zu werfen als wie oben ausgeführt.

        In der Zeitschrift „Wild und Hund", Berlin, las ich im vergangenen Jahre, daß bei einem Charlottenburger Turniere der Weitwurf mit der Flugangel 18 m, bei schlechten Windverhältnissen, war. Dies ist nach meiner Beurteilung eine sehr gute Leistung gewesen.

        Durch die eigentlich falschen Angaben der Rekordleistungen bis zu 45 Meter, die nur durch Verwendung von extra gebauten Turnierruten erreicht werden können, wird sich nun mancher Sportangler, der vielleicht ein Meister in seinem Fach ist, scheuen vor die Öffentlichkeit zu treten, denn er sagt sich, mit deinen Würfen bis zu 20 Meter bist du anscheinend ein Stümper. Mir persönlich ging es ganz genau so. Also fort mit den unrichtigen Angaben und nur Gebrauchsruten auf Turnierplätzen zugelassen! Eine Norm hierfür zu finden ist schwer, ließ sich jedoch vielleicht an Hand von Länge, Gewicht und Feinheit der Spitze finden. Dies beträfe die Flugangel.

Genau so wird es mit der Spinnangel auch sein; jedoch kann ich dies nicht so beurteilen, weil ich zu wenig diese Sportart anwende; aber ein Wurf mit einer Gebrauchsrute bis zu 25 Meter ist meiner Ansicht nach schon sehr gut. Vielleicht äußert sich mal hierzu ein Spinnangelspezialist.

        Es würde mich sehr freuen auch andere Meinungen und Erfahrungen zu Vorstehendem zu hören.

                         Gut   Wasserwaid!

 

                                                          Jos.  Scherer   jr.,  Köln

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