2.
Kurzfassung
1995 untersuchte das Landesamt für
Wasserhaushalt und Küsten den im Kreisherzogtum Lauenburg gelegenen Lankauer
See. Im Mittelpunkt standen dabei der Wassermengen- und Stoffhaushalt, die
Lebensgemeinschaften sowie vor allen Dingen die Belastungssituation des Sees.
Nach Integration des Amtes in das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes
Schleswig-Holstein am 1.1.1996 wird diese Aufgabe zukünftig von der Abteilung
"Gewässer" weitergeführt.
Der knapp 30 ha große See ist durch ein
Landzunge in zwei Becken zerteilt, die durch einen nur 0,5 m tiefen Graben
verbunden sind. Für ihre geringe Fläche sind beide Becken recht tief,
insbesondere das nordwestliche Becken, das mit maximal 23 m etwa doppelt so
tief wie das südöstliche Becken ist. In beiden Seeteilen fällt das Gelände
unter Wasser steil ab.
Das Einzugsgebiet ist mit 1,38 km2 im Verhältnis zur Seefläche klein. Der
Waldanteil ist mit 60% der Einzugsgebietsfläche für Schleswig-Holstein sehr
hoch. Nur 24% werden landwirtschaftlich genutzt. Die Voraussetzungen für einen
nährstoffarmen Zustand des Sees sind also gut.
Die erste Untersuchung des Lankauer
Sees, die 1993 im Rahmen des Seenkurzprogrammes (LANDESAMT FÜR WASSERHAUSHALT
& KÜSTEN SCHLESWIG-HOLSTEIN 1995b) durchgeführt wurde, zeigte, dass sich
der See tatsächlich in einem guten Zustand befindet. 1995 wurde er in das
ganzjährige limnologische Untersuchungsprogramm des Landesamtes aufgenommen, um
detailliertere Kartierungen der Lebensgemeinschaften vorzunehmen und vor allen
Dingen, um die Belastungssituation der einzelnen Becken näher zu untersuchen
und differenzierte Entlastungs-maßnahmen zu erarbeiten.
Das nordwestliche Becken hat einen
Ablauf, der dem Elbe-Lübeck-Kanal zufließt. Da die ermittelte Abflußspende mit
11 l/s km2 überdurchschnittlich hoch ist,
liegt die Vermutung nahe, dass der See auch vom Grundwasser gespeist wird. Die
theoretische Wasseraufenthaltszeit beträgt ca. 4,8 Jahre.
Nach den Phosphor- und Chlorophyll
a-Konzentrationen sowie der Sichttiefe ist der Lankauer See mesotroph
(mittlerer Nährstoffgehalt). Die Sauerstoffverhältnisse weisen den See als
einen nährstoffreichen See aus, da ab Juni in der Tiefe in beiden Becken kein
Sauerstoff mehr zu messen ist.
Die Unterwasservegetation ist vor
allem im tiefen Becken sehr artenreich und weist auf mesotrophe Verhältnisse
hin. Besonders bemerkenswert sind die großen Vorkommen des in
Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten großen Nixenkrautes im gesamten Lankauer
See sowie das große Artenspektrum der Armleuchteralgen im nordwestlichen
Becken.
Die Untersuchung der Fischfauna
ergab, dass der See als recht artenarm einzustufen ist. Eine Gefährdung durch
den Fischfang mit der Angel ist jedoch nicht zu erwarten. Die von dem
Angelsportverein durchgeführten Besatz Maßnahmen mit Karpfen können sich
allerdings aufgrund eines verstärkten Konkurrenzdruckes negativ auf die
Bestände der anderen Arten auswirken.
Bei der Bilanzierung der
Nährstoffeinträge ergab sich folgendes Bild: knapp 35% der Phosphor-Fracht des
flachen Seebeckens kommen aus der Landwirtschaft; 20% verteilen sich auf Wald,
Siedlung und Niederschlag; 45% des Phosphoreintrages sind durch Abwasser bedingt.
Beim tiefen Becken sieht die
Situation etwas anders aus: aufgrund des kleineren Einzugsgebietes ist der
Eintrag sehr viel geringer. Die bedeutendste Phophor-Quelle ist der Zufluss aus
dem flachen Becken. Aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen und aus dem
Niederschlag kommen jeweils ungefähr 20-30 %. Abwasser spielt dort keine Rolle.
Knapp 45 kg Phosphor gelangen
jährlich in den Lankauer See. Bezogen auf die Seefläche sind das 0,23 g/m2 a beim flachen Becken und 0,1 g/m2 beim tiefen.
Es gilt, diesen noch relativ intakten
See zu schützen und zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten. Erste
Schritte sind dafür vor Ort bereits getan. Die Abwasserbeseitigung ist
verbessert worden.
Wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen,
wie der Verzicht auf Karpfenbesatz und das Abzäunen einer an den See grenzenden
Weidefläche umgesetzt werden, kann das zur Stabilisierung des ökologischen
Zustandes auf mesotrophem Niveau beitragen.
3.
Charakteristische Daten
Topographische
Karte (1 : 25000) |
2329, 2330 |
Flusssystem |
Trave |
Kreis |
Herzogtum Lauenburg |
Gemeinde |
Lankau |
Eigentümer |
Kreis Herzogtum
Lauenburg |
Pächter |
Pachtverein
Hamburger Angler e.V. |
Lage des
oberirdischen Einzugsgebietes |
|
Rechtswerte |
441060 - 441230 |
Hochwerte |
594770 - 594910 |
|
Gesamt |
Flaches
Becken |
Tiefes
Becken |
Mittlerer
Wasserstand 1994 (m ü. NN) |
23,98 |
- |
- |
Größe des oberird.
Einzugsgebietes (km2) |
1,39 |
0,87 |
0,52 1) |
Seefläche (km2) bei 23,85 mm ü. NN |
0,30 |
0,14 |
0,16 |
Seevolumen (m3) |
2.356.000 |
726.000 |
1.630.000 |
Maximale Tiefe (m) |
22,9 |
9,8 |
22,9 |
Mittlere Tiefe (m) |
7,8 |
5,1 |
10,4 |
Uferlänge (km) |
3,5 |
1,9 |
1,6 |
Theoretische
Wasseraufenthaltszeit (a) |
4,8 |
2,6 |
3,6 |
Umgebungsarealfaktor
(m2/m2) |
5,1 |
6,8 |
3,6 |
Umgebungsvolumenfaktor
(m2/m3) |
0,5 |
1,1 |
0,23 |
Uferentwicklung |
- |
1,4 |
1,1 |
Mischungsverhalten |
Im Sommer stabil
geschichtet |
1) nur
direktes A E0
Volumengewichte
Jahresmittelwerte 1995
|
Flaches
Becken |
Tiefes Becken |
Sichttiefe (m) |
3,05 |
4,9 |
Gesamt-Stickstoff
(mg/l N) |
1,2 |
0,9 |
Gesamt-Phosphor
(mg/l P) |
0,02 |
0,035 |
Gesamt-Organischer
Kohlenstoff (mg/l TOC) |
8,0 |
7,5 |
Chlorophyll
a (g/l) |
10,8 |
5,7 |
Trophie |
mesotroph |
4. Tiefenlinien

5. Einzugsgebiet
5.1 Das oberirdische
Einzugsgebiet des Lankauer Sees mit den Teileinzugsgebieten der beiden Becken
und des Pegels am Lankauer Graben

5.2 Detaildarstellung

6. Niederschlagsmengen
Monatliche
Niederschlagsmengen (mm) 1994/95
und das langjährige Mittel 1961/1990

7. Wasserstand
Mittlere
Tageswasserstände des Lankauer Sees
aus den Jahren 1993/94 (m ü. NN)

8. Phosphor- und
Stickstoffeinträge
flaches Seebecken

tiefes Seebecken

9. Fischbestand

10.
Physikalisch-chemische Daten
|
tiefes Becken |
flaches Becken |
1 m Tiefe |
1 m Tiefe |
Frühjahr |
Jahres-
mittelwert |
Frühjahr |
Jahres-
mittelwert |
Leitfähigkeit bei
25 °C |
mS/m |
42,1 |
41,5 |
46,4 |
44,7 |
pH - Wert |
|
8,36 |
8,33 |
8,23 |
8,3 |
TOC |
mg/l |
7 |
8 |
7,7 |
9 |
DOC |
mg/l |
7 |
8 |
7,3 |
8,3 |
Säurekapazität pH
4,3 |
mmol/l |
- |
- |
- |
- |
Basenkapazität pH
8,2 |
mmol/l |
- |
- |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
19 |
20 |
20 |
21 |
Ammonium-N |
mg/l |
0,02 |
0,05 |
0,301 |
0,149 |
Nitrit-N |
mg/l |
0,002 |
0,005 |
0,007 |
0,005 |
Nitrat-N |
mg/l |
0,28 |
0,10 |
0,32 |
0,22 |
Gesamt-Stickstoff
unfiltriert |
mg/l |
0,94 |
0,74 |
1,30 |
0,98 |
Orthophosphat-P |
mg/l |
< 0,005 |
0,01 |
0,01 |
0,00 |
Gesamt-Phosphor
unfiltriert |
mg/l |
0,04 |
0,02 |
0,03 |
0,02 |
Sulfat |
mg/l |
- |
- |
- |
- |
Silicat-Si |
mg/l |
1,33 |
0,92 |
5,57 |
5,12 |
Calcium |
mg/l |
60 |
- |
68 |
- |
Magnesium |
mg/l |
7,1 |
- |
8 |
- |
Chlorophyll
a |
µg/l |
14,8 |
4,6 |
10,7 |
10,0 |
Sichttiefe |
m |
3,0 |
4,9 |
3,0 |
3,1 |
Messstellen
an diesem See mit Proben des chemischen Monitorings
(http://www.umweltdaten.landsh.de/public/seen/seenanzeige.php?iseenr=0231&smodus=long)
Erläuterungen
zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
(http://www.umweltdaten.landsh.de/public/seen/seenphychem_erl.php?smodus=long)
11. Bewertung und
Empfehlungen
Bewertung
Der Lankauer See ist natürlicherweise
ein nährstoffarmer See. Vor allen Dingen der tiefe Seeteil hat aufgrund seiner
Beckengestalt und der Grösse seines Einzugsgebietes natürliche Voraussetzungen,
oligotroph zu sein. Die abgeschätzte Phosphorbelastung des flachen Seebeckens
von 0,24 g/m2 a ist im Vergleich zu anderen
schleswig-holsteinischen Seen tatsächlich relativ gering. Geht man jedoch davon
aus, daß der See ursprünglich oligotroph war, also eine interne Konzentration
bis zu 0,015 mg/l P hatte, ist der jetzige Eintrag um ein Drittel höher als der
potentiell natürliche. Der abgeschätzte Eintrag in das tiefe Becken von 0,1 g/m2 a entspricht eher den potentiell natürlichen
Verhältnissen. Nicht zu erklären ist damit jedoch die erhöhte
Phosphor-Konzentration in diesem Becken.
Beide Becken zeigen heute einen mesotrophen
Zustand, allerdings mit einer Tendenz zur Eutrophie. Beide Teile weisen im
Sommer sauerstofffreie Tiefenzonen mit Schwefelwasserstoffbildung auf, das
Sediment ist nur noch mit wenig anspruchsvollen Arten besiedelt, was jedoch
wohl grösstenteils mit dem Substrat, der Seekreide, zusammenhängt. Auch die
Algenwatten am Ufer des tiefen Beckens deuten auf eine zunehmende
Nährstoffversorgung hin, Es gilt also dringend, diesen noch relativ intakten
See zu schützen und zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten.
Vorschläge zum Schutz und zur
Erhaltung
Erste Schritte zur Erhaltung des Sees
sind vor Ort bereits getan. Die Abwasserbeseitigung ist verbessert worden. Das
Abwasser des Ortsteils Lankau wird mittlerweile aus dem Einzugsgebiet
herausgeleitet. Ein Campingplatz besitzt jedoch noch eine Kompaktkläranlage mit
Untergrundverrieselung. Nach Angabe des Kreises ist jedoch geplant, daß dieser
Campingplatz, wie schon der andere direkt am See, eine Abflußlose Sammelgrube
bekommt. Durch diese Maßnahme würde der Phosphor-Eintrag in das flache Becken
schon fast um die Hälfte gesenkt werden.
Auf einer größeren Strecke am
nordwestlichen Ufer des tiefen Seebeckens grenzen Grünlandflächen direkt an den
See und das Vieh hat freien Zugang zum Ufer. Der Erlengürtel hinter dem
Röhricht ist auf eine mehrere Meter vom Ufer entfernt stehende Reihe reduziert
worden. Der landwärtige Bereich des Seggen- und Schilfsaums wird durch Tritt
und Verbiss stark beeinträchtigt. Zusätzlich kommt eine lokal starke
Nährstoffanreicherung durch Kot und Urin hinzu. Die nur noch rudimentär
entwickelte Vegetation ist von Arten gekennzeichnet, die höhere
Nährstoffkonzentrationen benötigen. Im Flachwasserbereich hinter dem
verbliebenen Röhricht sind stellenweise dichte Polster aus fädigen Grünalgen
ausgebildet. Die Viehweide sollte daher abgezäunt werden, damit kein direkter
Nährstoffeintrag in den freien Wasserkörper des noch mesotrophen nordwestlichen
Beckens erfolgen kann.
Nach Angaben der Angler ist der
Besatz mit Karpfen schon 1994 reduziert worden. Es ist jedoch zu empfehlen, den
Besatz ganz einzustellen. Gegen die rein angelsportliche Nutzung des Gewässers
im bisherigen Umfang ist aus fischökologischer Sicht ansonsten nichts
einzuwenden, wenn Fried- und Raubfische in einem ausgewogenen Verhältnis
beangelt werden. Sollte sich der Fang in Zukunft jedoch zu sehr auf die Hechte
konzentrieren, besteht die Gefahr der Massenvermehrung von Plötze und Barsch
und gleichzeitig einer starken Dezimierung des algenfressenden Zooplanktons.
größere Algenblüten und geringere Sichttiefen wären die Folge.
Optimal wäre es, wenn das Verhältnis
der Fänge zwischen Fischfressenden und Wirbellose-fressenden Arten 1:4
erreichen würde, was bei einem Jahresertrag von ca. 10 kg/ha 2 kg/ha Hecht und
große Barsche und 8 kg/ha Plötzen und kleine Barsche entsprechen würde.
Der im jetzigen Umfang durchgeführte
Aalbesatz kann aufrechterhalten bleiben. Ein zusätzlicher Hechtbesatz bietet
sich zur Zeit nicht an, da das natürliche Vorkommen offensichtlich relativ gut
ist. Von einem Besatz mit anderen Arten, wie z.B. Maränen, oder dem, von
einigen Anglern favorisierten, Besatz mit triploiden (nicht
fortpflanzungsfähigen) Regenbogenforellen ist abzuraten. So wird ein Maränenbestand
immer auf Besatz angewiesen sein, da die natürliche Fortpflanzung aufgrund der zeitweisen
Sauerstoffknappheit in der Tiefe nicht erfolgreich sein wird. Auch ist es
anzuzweifeln, ob sich die Maräne als reiner Planktonfresser gegen den starken
Konkurrenzdruck der planktonfressenden Jungplötzen und Barsche durchsetzen
könnte. Hinzu kommt, daß die Maräne als reiner Planktonfresser für Angler
schwer zu fangen und damit unattraktiv ist.
Ein Besatz mit triploiden
Regenbogenforellen in ein natürliches Gewässer stellt eine Faunenverfälschung
dar und ist deshalb schon aus ökologischen Gründen abzulehnen.
Eine Ausweisung des
Niederungsgebietes westlich von Lankau als Naturschutzgebiet würde den
dauerhaften Schutz dieses seltenen nährstoffarmen Sees unterstützen.
Dieser Bericht ist
eine Teil-Kopie des Umweltberichtes des Landes Schleswig-Holstein
Quelle: Kurzfassung
des Seenberichts zurück nach 
(http://www.umweltdaten.landsh.de/public/seen/seenanzeige.php?iseenr=0230&smodus=long)